Haptische Repräsentation

Für die Visuelle Grammatik wurde eine flexible und dynamische, aber gleichzeitig auch intuitiv erschließbare und leicht zugängliche Darstellungsform gesucht. Daher wurde die Kombination von haptischen und ludischen Elementen verwendet, um grammatikalische Prozesse in der dreidimensionalen Welt zu simulieren.

Haptische Assoziationen finden sich in verschiedenen Bereichen der Sprache. Vielfach tragen diese zum besseren Verständnis abstrakter Handlungen und Konzepte bei. Sensomotorische Konzepte im Allgemeinen und haptische Bewegungen im Besonderen finden sich in vielen Bereichen der Sprache, zur Überführung abstrakter Sachverhalte in konkrete mentale Bilder, z.B. in der Lexik (vgl.  dt. begreifen, ~durch den Tastsinn verstehen oder frz. maintenant, wörtl. ‘in der Hand halten’ “jetzt”, ~Markierung der Gegenwart durch das Bild des “Festhaltens der Zeit”), oder grammatikalisiert als komplexe Prädikate (vgl. engl. to give a smile, to take a walk, etc., Ströbel, 2010, 2011, 2016). Diese eignen sich so gut um abstrakte Sachverhalte durch eine Verknüpfung mit konkreten körperlichen und alltäglichen Bewegungen wiederzugeben, da die hervorgerufenen mentalen Bilder für den Hörer leicht zu entschlüsseln sind. Der Grund liegt in der Tatsache, dass ähnliche Gehirnareale beim Hören sensomotorischer Konzepte aktiviert werden, wie die, die zum Ausführen der Handlungen nötig wären (Hauk & Pulvermüller 2004; Rizzolatti & Craighero, 2004; Pulvermüller, 2005; Gallese & Lakoff, 2005, Ströbel, 2014, 2016, 2017).

Aus diesem Grund wurden für die Darstellung von Kategorien haptisch (und auch ludisch) ansprechende Kugelformen gewählt, die noch dazu von sich aus schon Dynamik implizieren, da diese selten in Balance verharren (synchrone Sicht) und eher mit Bewegung assoziiert werden, vgl. Ball-, Murmel-, Roulettespiel, etc. Zudem erlaubt diese spezielle Form die Illustration syntaktischer, semantischer und morphologischer Extensionen und Reduktionen ohne Formverlust, durch Veränderungen des Volumens. Dies sei hier kurz am Beispiel der Extension des situativen Kontextes: hier(Av) à in einer Fabrik (Av) verdeutlicht:

Extension im situativen Kontextbereich (Av) → (Av+ )